Tag: 2. September 2015

DER Tag

Lange hat es gedauert, viel zu lange. Es hatte sich vorher nicht so richtig ergeben. Nach der Überführungsfahrt waren zu Hause einfach zu viele Termine. Beruflich, privat oder mit der Musik. Dann die Urlaubszeit. Dann schlecht Wetter . . . . OK, natürlich auch Respekt vor dem „Einhand-Fahren“. Nicht nur unter Motor. Nein, diesmal sollten auch die Segel hoch.

Am Sonntag, den 30.08.2015 war es dann endlich soweit. Es war zwar ein Sonntag und VIEL zu voll auf dem Ijsselmeer für meinen Geschmack. Aber, das Wetter war gut, alles war vorbereitet – keine Ausreden mehr.

Der Wind stand genau vor dem Bug. Zum x-ten Mal im Gedanken meine theoretischen Kenntnisse durchgegangen über das Ablegen alleine –  noch in der Box eingekuppelt, Drehzahl erhöht. Die Lee Leinen losgeworfen. In die Heckleine eingedampft. Nach vorne gegangen, die Bugleine gelöst . . . Ok, da war der Fehler. Die Drehzahl war nicht hoch genug. Der Wind hat das Boot sofort vom Steg weg nach hinten getrieben. Blöd – wenn man dann gerade auf dem Steg steht.
Merke: Die Festmacher an den Steg zu knoten und das Boot zu verlassen ist schon mal nicht gut. Besser doch um die Stegklampen die Leine laufen lassen und auf dem Boot bleiben und es von dort losmachen. Auch wenn es viele andere so machen . . . aber das sind dann auch große Crews. Gut, ein beherzter Schritt, das Boot vertreibt natürlich weiterhin. Schnell nach hinten. Heckleine gelöst und raus aus der Box. Na ja, irgendwie hat es geklappt. Wenn auch wenig elegant. Ein paar Meter rückwärts, dann vorwärts eingekuppelt. Verdammt, warum dreht es sich nicht vorne rum? Der Wind. Wieder mal unterschätzt. Der lässt das Boot einfach nicht drehen. Aha, deshalb fahren so viele immer rückwärts raus bis in die Hafen Hauptfahrstrasse. OK, nächstes Mal . . . Nun, vor und zurück, irgendwie bekomme ich auch hier es dann geregelt und gedreht. Das T-Shirt war aber schon nass geschwitzt zu diesem Zeitpunkt.

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Und dann . . . endlich . . . das große weite Meer liegt vor einem! Na gut, der Eindruck war eher so, wie Samstags an der Kasse bei IKEA. Ganz schön voll hier. Aber, das war zu erwarten. Erst mal unter Motor eine ruhigere Ecke gesucht. Dann, wie gelernt, in den Wind gedreht und
den Autopilot an der Pinne gesagt, das er Kurs halten soll. Was natürlich nicht klappt, aber das ist wieder ein anderes Thema . . . Aber jetzt, das Großsegel hochziehen.

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Die erste Hürde ist geschafft. Ein wenig trimmen. Kurs korrigieren. Und ran an die Fock. Mist, beim Hochziehen fällt mir ein, das ich sie natürlich vorne fest gebunden hatte. Keine Rollfock im übrigen. Das wäre ja auch zu einfach. Also, zum ersten Mal, während der Fahrt
rauf torkeln auf das Vorschiff, Bändsel lösen, zurück und nochmal. Ganz schön schwer zu ziehen. Klar, wenn das Boot nicht mehr im Wind steht, sondern schon seitlichen Druck hat . . . dann lässt es sich nicht mehr so einfach hochziehen. Dann noch die Probleme mit dem Verhaken der Vorschotleinen an den Mastklampen und dann auch noch das Verhaken des Vorschot Knotens an der vorderen Want, klar die Fock lag dann natürlich auch noch immer außerhalb des Bugkorbs  . . . jedes mal natürlich wieder nach vorne geklettert und alles sortiert. Das hält fit und lässt die Schweißtropfen auf der Stirn perlen. Am Ende standen dann aber doch beide Segel und wir machten Fahrt – ohne Motor, den man dann auch irgendwann ausschalten sollte.

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Geschafft! Schon ein kleines historisches Ereignis – für mich. Nach so vielen Monaten, in denen man sich mit dem Boot beschäftigt hat. Gereinigt, repariert, investiert, ….. endlich auf dem Wasser mit Segel! Aber das habe ich eigentlich erst hinterher realisiert, zu angespannt war ich, zu konzentriert. Die anderen Schiffe im Auge zu behalten, den eigenen Kurs korrigieren, Wenden zu fahren und Halsen. Hart am Wind, Raumschot und Vorwindkurse zu fahren und zu testen. Gut, nach 3 Stunden war ich durch und körperlich und geistig einfach platt.
Zurück zum Hafen.

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Jetzt noch heil wieder an den Steg kommen. Erst mal eine kleine Hafenrundfahrt gemacht, in die hinterste Ecke und mal ein paar Manöver, vor und zurück probiert. Dann in die Boxengasse. Ein Sonntagnachmittags Szenario – alle lagen auf ihren Booten, guckten, sonnten sich, packten für die Abreise . . . und an meiner Box hat mich dann tatsächlich ein freundlicher Herr in Empfang genommen. Das Boot vorne am Bugkorb aufgefangen und mir die Stegleinen zugeworfen. Super. Ich war da wirklich dankbar für. Das war schon recht elegant, das Anlegen. Wenn ich so was mal ganz alleine hinbekomme, dann wäre ich schon ein Stück weiter.

So war er, der Sonntag, der 30.08.2015