Pfingsten Teil 2

Nachdem ich meine lange Reise am Pfingstmontag . . . abgebrochen habe und zum Heimathafen zurückgekehrt bin, hatte ich den Dienstag für ein besonderes Vergnügen eingeplant: Ich wollte den Mast entern und ganz oben am Top endlich meine Windfahne austauschen, die Daten für mein Winddisplay liefert. Die alte Anlage war von Anfang an defekt, die neue liegt seit langer Zeit in der Backskiste. Aber ich musste mir ja gedanklich (und auch praktisch) erst ein System suchen, mit dem ich alleine die 12 Meter des Mastes hoch klettern konnte. Skipper der „Luxusyachten“ machen es sich einfach. Die nehmen die Ankerwinde, schlagen das Grossfall dort an und lassen sich im Bootsmannsstuhl einfach hochziehen. Die normalen Yachten machen es genauso, nur manuell. Einer sitzt, einer kurbelt mit der Mastwinch. Alleine ist das alles blöd. Da muss ein anderer Weg gefunden werden. Montierte Maststufen z.B. – das wäre schön, steht auch auf meiner endlosen ToDo Liste. Kann man aber nur montieren, wenn der Mast gelegt ist. Sonst ist dies zu tricky und aufwendig. Nicht nur mein Segelguru Guido Dwersteg hatte dann einen anderen Ansatz einmal beschrieben, welchen ich ein wenig abgewandelt für mich aus dem Klettersport übernommen habe: Die beiden Vorsegel-Fallen habe ich heruntergelassen. Dort dann mein Kletterseil befestigt, das ganze dann bis ins Top hochgezogen. Eine Handsteigklemme mit Fusschlaufe am Kletterseil befestigt, ein GRIGRI 2 Sicherungsgerät an meinen Klettergurt befestigt. Eine Umlenkrolle oben an der Handsteigklemme befestigt. Der Seil-Lauf ist dann von oben kommend, Handsteigklemme -> GRIGRI2 -> Umlenkrolle -> Hand. Ich entlaste die Fusschlaufe, in dem ich mich hinsetze (der GRIGRI hält mich), die Handsteigklemme schiebe ich ca. 50cm nach oben. Dann stelle ich mich in die Fussschlaufe, entlaste dadurch das Seil und kann dies im GRIGRI nachziehen. Denselben Durchlauf noch einmal. Dann noch einmal und dann . . . . ja, klar. Im YouTube Video sieht dies recht einfach aus. In der Praxis ist dies nur etwas für 50kg leichte Kletterfreaks. Meine 90 kg Stück für Stück nach oben ziehen fühlt sich da schon anders an. Das Seil verdreht sich natürlich, die Wanten, Salinge und andere Hindernisse versperren einem den Weg. Nur der Adrenalinspiegel hilft und gibt Kraft, die man benötigt. OK, irgendwann war ich dann doch tatsächlich oben. Cool. Cooler Ausblick auf das eigene Boot und auf die Umgebung. Eine völlig neuartige Perspektive.

Topview Heck

Topview Bug

Rundblick

Ich habe die ganze Prozedur und die Seilverläufe ein wenig zu ausführlich beschrieben. Das soll für mich sein! Denn, wie soll man sich das ganze Seil und Rollen hin- und her denn merken? Den Spickzettel brauche ich nun nicht mehr, da ich es selbst hier jederzeit nachlesen kann 🙂
Ach ja, die Reparatur. Ich habe mir größte Mühe gegeben. Nix vergessen mit hoch zunehmen, nix aus versehen runterfallen lassen . . . war auch alles gut. Nur: die Bohrungen der neuen Halterung waren anders. Eine Bohrmaschine hatte ich zufällig nicht dabei. Die alten Halterungen habe ich dann versucht wieder zu verwenden. Aufgrund Materialermüdung des Plastiks über die Jahre, sind diese Halterungen beim festziehen leider gebrochen. Das geht so nicht. Ich montiere den Windgeber erst mal jetzt unten auf einer Stange am Heckkorb. Beim nächsten Mastlegen kann ich es an der richtigen Stelle im Top befestigen. Zumindest habe ich jetzt auch mal die Wantenbefestigung und den Zustand des Masttops begutachten und mich damit ein wenig beruhigen können. Das Abseilen war natürlich dann ein pures Vergnügen 🙂
Soviel zum meinem ersten Ausflug an die Spitze des Mastes . . .

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