Endlich mal wieder ein Wochenende mit Zeit gefunden.
Leider sind dann aber auch noch immer 3 Millionen Dinge an Bord zu erledigen. Allerdings muss dies auch mal hinten angestellt und gesegelt werden! Sonst kommt man am Ende doch NIE dazu. Freitag am frühen Nachmittag ist i.d.R. Anreise, dann kann ich noch ein paar Dinge vorher erledigen und die Batterien laden. Das Schott streichen muss unbedingt gemacht werden, geschliffen und 1x gestrichen hatte ich schon. Jetzt noch ein 2x mal schnell drüber streichen. Mindestens 3x ist auf jeden Fall nötig. Schön ist das nicht unbedingt, dieses schnell, schnell. Nur das Holz vergammelt mir sonst total und besser schlecht gestrichen und handwerklich nicht soooo toll, als wenn mir da alles weg fault.
Da ich ein wenig ausschaue halte nach einem anderen Liegeplatz, wollte ich unbedingt einmal nach Enkhuizen in den Compagnies Haven fahren. Eigentlich hatte ich den Papp schon auf, da ich dort drei Mails im Vorfeld hingeschickt hatte, mein Interesse an einen festen Liegeplatz kund getan und nicht eine Antwort bekommen habe 🙁
Trotzdem ging es dann an diesem Samstag, den 20.10.2018 los dorthin. Wetter war ganz ok, zunächst auch Wind 3-4 – alles Bestens. Ablegen wie immer so lala . . . ich muss unbedingt neue Taktiken anwenden. Im Kopf habe ich immer alles vorliegen, aber in der Praxis kommt es dann doch immer anders. Mein Boot ist einfach auf den ersten 100 Metern, bzw. 30 Sekunden nicht rückwärts zu steuern. Der Platz bis zur nächsten Boxenreihe ist nun mal viel kürzer und so viel Zeit zum einschwenken habe ich nicht. Aber beim nächsten Mal wird alles besser!
Die Fahrt war gut und schön nach Enkhuizen, guter Wind und noch aus der richtigen Richtung. 20 Seemeilen waren es. Am Nachmittag bin ich ins Krabbersgat eingelaufen, dann kommt auch steuerbordseitig gleich der Hafen. Anmeldung beim Hafenmeister – mit dem Hinweis, ich solle doch weitere Mails schreiben, man habe derzeit technische Probleme damit . . . OK, als Entschuldigung erstmal akzeptiert. Eine schöne Box zugewiesen bekommen, etwas für´s Hafenkino geboten beim Anlegen – ich bin da auch immer sehr kritisch mit mir und meinen Manövern.
Dann die Stadt erkundet. Ja, schon was anderes als mein Heimathafen Flevo Marina und Lelystad. Eine schöne Altstadt, allerdings auch ganz schön viel los. Viele Häfen und viele Schiffe, viel zu schauen. Einkaufen. Essen. Schon nicht schlecht und das Gegenteil zu meinem jetzigen Standort. Allerdings auch eine halbe Stunde mehr Fahrtzeit mit dem Auto dorthin. Aber tendenziell würde ich das wohl mal ausprobieren wollen im nächsten Jahr.
Am nächsten Morgen dann abgelegt und ich wollte nicht den gleichen Weg zurück, sondern dachte mir durch die Naviduct Schleuse ins Markermeer zu fahren. Dann an den neuen, künstlichen Inseln Marker Wadden vorbei und unten rum in Lelystad durch die Houtrib Schleuse wieder zurück ins Ijsselmeer und zu meiner Marina.
Fast 3 Jahre habe ich mir diese Schleuse immer wieder auf meinen (Fahrrad-) Ausflügen angeschaut und jetzt habe ich es endlich mal gemacht und geschafft durch diese Schleuse mit der Meerlust zu fahren!!! Ja, ein wenig innerliche Befreiung habe ich dann doch verspürt.
Ein sehr schöner Törn war dies. Richtig gutes segeln, eine gute Strecke, für mich schöne Hotspots, die mich schon immer interessierten. Ich war körperlich und mental geschafft, aber auch sehr zufrieden. Ja, geschafft – klingt vielleicht komisch, aber mir geht dies so. Ich finde vieles am EINHAND-Segeln sehr kraftraubend. Und mit meinem (alten) Boot. Da klappt nicht alles immer technisch so topp. Viel Arbeit, viel Aufwand.
Einen guten Vergleich habe ich nun, nachdem ich vor ein paar Wochen mit 2 Kollegen nach England fahren wollte. Zu dritt ist vieles, sehr viel einfacher. Ein großes, einigermaßen moderneres Boot mit einer guten Ausstattung ist auch eine ganz andere Sache. Sehr interessant, die Unterschiede zu sehen.
Trotz allem muss ich für mich aber sagen, bin ich selbst eher der „Alleine Fahrer“. Das liegt mehr in meinem Naturell und meinem Charakter.
An diesem Sonntag, den 21.10.2018 ist dann ein schöner, kurzer Törn zu Ende gegangen. Mit der neuen GoPro habe ich ziemlich viele Manöver mitgefilmt und dann zusammengeschnitten. Es ist kein Segelfilm geworden mit Blick für die Natur und solcher Dinge. Ich wollte nur mich selbst mal filmen, meine Manöver und meine Körpersprache. Ich bin dann doch meistens ganz schön verwundert über mich. Die Anspannung und mein nervöses Verhalten an Bord wird mir erst durch diese Videos so richtig bewusst. An Bord selbst empfindet man dies ja überhaupt nicht so. Schon interessant. Und vielleicht hilft diese Selbstanalyse ja zukünftig beim Manöverfahren und beim Boot fahren im Allgemeinen.
(Nachtrag vom 04.11.2018: Nachdem ich dann meine Liegeplatzanfrage per Briefpost nach Enkhuizen gesendet hab, bekam ich auch prompt eine Antwort mit Entschuldigung und einen guten, recht preisgünstigen Liegeplatz angeboten. Dieses Angebot werde ich nun annehmen und ab dem 01.04.2019 mal eine andere Marina ausprobieren. So ein Boot ist ja nun mal mobil und es immer wieder auch mal zu verlegen dürfte so verkehrt nicht sein.)